Die Entscheidungsfalle: Über die Zumutungen der Pränataldiagnostik

Für werdende Mütter ist es heute fast unmöglich geworden, einfach „guter Hoffnung“ zu sein. Vorgeburtliche Diagnostik, vom mehrfachen Ultraschall über den nicht-invasiven Pränataltest (NIPT) bis hin zur Fruchtwasseruntersuchung, ist heute selbstverständlicher Bestandteil der medizinischen Schwangerenvorsorge. Geben die Tests nicht das erhoffte "grüne Licht", müssen die Schwangeren anhand von Befunden eine folgenschwere Entscheidung treffen - die Entscheidung darüber, ob das Kind angesichts seiner vorhergesagten Entwicklungschancen leben soll oder nicht. Doch auch wenn Frauen das Kommen ihres Kindes nicht in Frage stellen wollen und Untersuchungen ablehnen, stehen sie unter immensem Druck, eine sogenannte „selbstbestimmte Entscheidung“ zu treffen, indem sie die Risiken des Testens und Nicht-Testens gegeneinander abwägen. Entspricht das Kind nach der Geburt dann nicht den gesellschaftlichen Normalitätsvorstellungen, wird ihnen häufig die Verantwortung dafür aufgebürdet - denn sie haben ja informiert entschieden. Diese „Entscheidungsfalle“ der pränatalen Diagnostik sowie ihre Folgen für Frauen und die Gesellschaft sind Thema dieses Vortrags.

Referentin

Dr. Silja Samerski, Humangenetikerin und Sozialwissenschaftlerin, Professorin für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Gesundheit an der Hochschule Emden/Leer, Autorin