PROGRAMM

Tagesprogramm im Campussaal

8:00 - 9:00 | Türöffnung & Beginn der Ausstellung

9:00 - 9:15 | Begrüssung & Eröffnung

  • Leuchttürme und Seefahrende – Familien in Lebensstürmen begleiten

    Der frühe Verlust eines Kindes oder das (Mit-)erleben einer zutiefst ängstigenden Situation ist für Familien eine Erfahrung, die Grenzen berührt. Im Spannungsfeld zwischen Trauer und Trauma können verlorene Sicherheit, das Infragestellen des Verständnisses der eigenen Welt, sich aufdrängende Eindrücke und schwierige Fragen Familien in ungewohnte und nicht selten herausfordernde Situationen bringen. Wenn es weitere Kinder in der Familie gibt, müssen Eltern zudem oftmals nicht nur die eigene Verarbeitung bewältigen, sondern zur gleichen Zeit ihre Kinder (unter)stützen.  

    Wie können wir Eltern nach einem Verlust begleiten? Wie sollten Art der Unterstützung, Angebot und Kommunikation sich in Abhängigkeit der aktuellen Belastung grundlegend unterschiedlich gestalten? Was können erste halt- und orientierungsgebende Trittsteine in der unmittelbaren Zeit nach tragischen und hochbelastenden Lebensereignissen sein? Was brauchen Geschwisterkinder und worin unterscheidet sich ihre Verarbeitung von der Erwachsener?  

    Der Vortrag möchte aus systemischer und bindungsorientierter Perspektive konkrete Anregungen geben zu dem, was hilfreich sein kann, um «kleine und grosse Seefahrende» in Zeiten grosser Lebensstürme in Beratung und Begleitung zu unterstützen. 

    Dozent:innen

    • Tita Kern,Psychotraumatologin MSc, Systemische Familientherapeutin, Traumatherapeutin, Kinderstiftung AETAS, München

    • Simon Finkeldei, Diplompsychologe, Lehrtherapeut, Supervisor und Traumatherapeut , Kinderstiftung AETAS, München

10:15 - 10:45 | Pause, Ausstellungsbesuch

  • Schwangerschaft, Geburt und Tod von Jonathan – seine Familie erzählt

    Anna-Julia und Micha sprechen über ihre Geschichte mit Jonathan und erzählen, wie entscheidend eine gute Begleitung war, damit sie heute im Frieden und mit vielen schönen Erinnerungen auf diese intensive Zeit zurückblicken können. 

    Willi Näf, der Onkel von Micha, hat eine eindrückliche Reportage über Jonathans Weg geschrieben. Er ergänzt die persönlichen Erfahrungen der Eltern durch eine Aussenperspektive sowohl auf den individuellen als auch auf den gesellschaftlichen Umgang mit Eltern früh verstorbener Kinder.

    Betroffene Eltern: Anna-Julia und Micha
    Autor: Willi Näf
    Moderation: Helen Walker, Psychologin und Projektverantwortliche Fachstelle kindsverlust.ch

  • «Man braucht einfach ein Netz, das einen auffängt» - Organisationsethischer Blick auf die Begleitung beim perinatalen Verlust eines Kindes

    Mittlerweile verfügen wir dank Forschung, Erfahrungsaustausch und lebendigem Diskurs über eine breite, fachliche Expertise zur Begleitung von Familien, deren Kind in der Schwangerschaft und rund um die Geburt stirbt.  

    Im medizinischen Versorgungskontext stossen wir jedoch häufig an institutionelle Grenzen. Die qualitative Begleitung ist eingeschränkt und behindert, und kann sogar zusätzliche Belastungen für betroffene Eltern produzieren.  

    Insofern lohnt es sich, ausgehend von konkreten Erfahrungen betroffener Eltern und Familien, einen Blick auf die Organisation der Betreuung zu werfen. In diesem Sinne darf sich die Frage nach der bedürfnisorientierten und – auch im ethischen Sinne – «guten» Begleitung auf die Fragen nach der Organisation dieser Begleitung weiten.  

    Dozentin
    Gudrun Simmer, Mag. Dr., Hebamme, Mitaufbau Perinatale Palliative Care St. Josef Krankenhaus Wien, Leitung der mobilen Hospizdienste der Caritas Diözese, St. Pölten 

12:15 - 13:30 | Mittagspause

  • Breaking Bad News bei schwerwiegenden vorgeburtlichen Befunden -
    Über Gesprächsmodelle, stressreduzierende Massnahmen und Lernangebote

    Das Überbringen schwerwiegender Pränataldiagnosen kann nicht nur für die betroffenen Eltern, sondern auch für die überbringenden Fachpersonen, im Normalfall Ärzt:innen, belastend sein. Im Zentrum des Referats steht deshalb die Frage, inwiefern Belastungsreaktion und Kommunikationsleistung beim Überbringen schwerer Diagnosen optimiert werden können und wie die wissenschaftlichen Ergebnisse dazu aussehen. 

    Dazu soll unter anderem die «Umdeutung der körpereigenen Belastungsreaktion» (von bedrohlich hin zu herausfordernd) als non-invasive Coping Strategie diskutiert werden.  

    Ebenfalls reflektiert wird ein Online-Lernangebot, welches ein bewährtes, im medizinischen Kontext angewandtes Kommunikationsmodell didaktisch aufbereitet.

    Dozent
    Felix Schmitz, Dr. phil, Institut für Medizinische Lehre, Universität Bern

  • «Das versteht er doch noch gar nicht - tut er doch!» Mit Kindern über Krankheit, Sterben und Tod sprechen 

    Empfehlungen wie «Sprechen Sie offen mit Ihren Kindern», «Erlauben Sie Ihren Kindern alle Fragen und beantworten Sie diese mit kindgerechten Worten» oder «informieren Sie Ihre Kinder über das, was geschehen ist» finden sich in vielen Ratgebern und Broschüren für Betroffene – auch für Eltern, deren Kind während der Schwangerschaft und rund um die Geburt gestorben ist. Auch aktuelle internationale Übersichtsarbeiten betonen den Zusammenhang zwischen elterlichem Verhalten und deren Erklärungen und der kindlichen Möglichkeit, hochbelastende Erfahrungen gesund zu verarbeiten. 

    Zugleich berichten viele Bezugspersonen, wie überfordernd sich dieser nur scheinbar einfache Rat für sie im praktischen Gespräch mit ihren Kindern gestaltet. Der Wunsch, Geschwisterkinder nicht noch zusätzlich zu belasten, so wie das schmerzhafte Thema selbst, bringen auch kompetente Bezugspersonen regelmässig an und über ihre Grenzen. Was kann dabei helfen, mit Kindern über Krankheit, Sterben und Tod zu sprechen? Wie lässt sich dem intuitiven Wunsch nach Schutz durch Notlügen, Ablenkung oder Verschweigen in Beratung und Begleitung entgegenwirken? 

    Dozent:innen

    • Tita Kern, Psychotraumatologin MSc, Systemische Familientherapeutin, Traumatherapeutin, Kinderstiftung AETAS, München

    • Simon Finkeldei, Diplompsychologe, Lehrtherapeut, Supervisor und Traumatherapeut, Kinderstiftung AETAS, München

15:00 - 15:30 | Pause, Ausstellungsbesuch

  • lassen Sie sich von Hans-Peter Pfammatter und Isa Wiss überraschen …

  • Wenn das ungeborene Kind schwer krank ist oder sterben wird - Wie integrierte Gesundheitsmodelle Halt und Klarheit bieten

    Die integrierte Gesundheitsversorgung schafft eine umfassende Basis für die prä- und perinatale Palliativbegleitung, indem sie medizinische, emotionale, soziale und spirituelle Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt. Im Sinne des „gnothi sauton“ (Erkenne dich selbst) fördert dieser Ansatz die Selbstreflexion und Rollenfindung aller Beteiligten – Eltern, Fachkräfte und Begleiter:innen – und ermöglicht eine bewusste Auseinandersetzung mit Ängsten, Hoffnungen und individuellen Grenzen.

    Die Ethik wird zur Chance, authentische und tragfähige Entscheidungen zu treffen, die sowohl die Werte der Familien als auch die professionelle Integrität der Fachkräfte respektieren. Durch die enge Zusammenarbeit von Expert:innen entsteht ein abgestimmtes Versorgungsnetzwerk, das Vertrauen aufbaut und Belastungen minimiert. Die familienorientierte Betreuung fördert ein Umfeld des Vertrauens, in dem Entscheidungen gemeinsam und respektvoll getroffen werden. So entsteht ein sicheres und empathisches Netzwerk, das Eltern und Fachkräften in der herausfordernden Palliativsituation Halt und Klarheit bietet.

    Dozent
    Jürg Streuli, PD Dr. med., Dr. sc. med., Leiter Pädiatrisches Advanced Care Team am Ostschweizer Kinderspital sowie Institutsleiter der Stiftung Gesundheitskompass (ehemals Dialog Ethik)

16:45 - 17:00 | Abschluss und Ausklang


Workshops

Vertiefte Auseinandersetzung mit Themenschwerpunkten
Während der Plenarvorträge im Campussaal (10:45–12:15 Uhr sowie 13:30–15:00 Uhr) bieten wir die Möglichkeit, in einzelnen Workshops vertieft an einem Themenschwerpunkt zu arbeiten.

Rahmenprogramm

Ganztags diverse Informations- und Ausstellungsstände sowie Möglichkeit für Erfahrungsaustausch